MICK JAGGER – WANDERING SPIRIT (1993)
- Disc Man B
- 7. März 2013
- 2 Min. Lesezeit

1993 war das Jahr, in dem ich fertig gespart hatte und die langersehnte HiFi-Anlage endlich komplett war, inklusivie Lautsprechergarnitur und dem allerersten separaten Subwoofer der gesamten mir bekannten Welt.
OK, meine Welt beschränkte sich damals auf das nördliche Winterthur. Oder besser gesagt, auf das südliche Weinland.
Also ziemlich genau auf den schmalen Korridor, der sich von Neftenbach aus gürtelhaft zwischen Henggart und Winterthur bis ungefähr nach Rickenbach von West nach Ost erstreckt.
Das ist zugegebenermassen ein ganz schön bescheidenes Stück Welt. Aber ich konnte es mit meiner Pioneer und dem Speakerset komplett beschallen.
Zur Konfirmation, und eine Zeit lang zu jedem Geburtstags- und Weihnachtsfest, wünschte ich mir Bargeld, legte alles auf die hohe Kante und sammelte jeden Fachkatalog, der HiFi-Anlagen feilbot. Schliesslich stand die Pioneer in meinem Teenagerzimmer, mit Radio Tuner, Verstärker und Vorverstärker, Doppel-Kassettendeck und – oh Mann! – einem Doppel-CD Laufwerk. Wow!
Die Lautsprecher liessen aber nochmal ewig auf sich warten. Als dann auch die da waren (ein Prototyp, der schlussendlich nie gebaut werden sollte), war längst klar, mit welchem Song sie getestet werden sollten.
1993 veröffentlichte MICK JAGGER sein drittes Soloalbum "Wandering Spirit", auf dem sich eine Handvoll hochkarätige Gastmusiker verewigen durften: LENNY KRAVITZ, FLEA von den RED HOT CHILI PEPPERS und die unvermeidlichen Super-Sessionisten JIM KELTNER, BILLY PRESTON und BENMONT TENCH. Nicht, dass mir diese Herren damals ein Begriff gewesen wären.
Auch ex-LIVING COLOUR Bassist DOUG WIMBISH war mir völlig unbekannt, aber mit seiner Basslinie in Track Nummer 2 "Sweet Thing" verschuf er sich nachhaltig Gehör!
Basslinie meets Basswürfel. Ein knochentrockener Tiefton, funkig, groovy, cool, den man, von der Pioneer gebührend befeuert, bis in den Keller runter spürte.
Neue Klangwelten taten sich mir auf, neue Lautstärkensphären wurden erreicht. Es zitterten die Holzvertäfelung an meiner Zimmerdecke (persönlich verifiziert und mit grosser Zufriedenheit zur Kenntnis genommen), die Fensterscheiben (auch dafür kann ich bürgen), die Zimmertür (dito) und die Dachziegel (vermutlich, aber das wurde nie abschliessend bewiesen).
Was für eine Power! Da flog plötzlich Staub aus Ritzen, Putz von Wänden und Belag von Zähnen. Meine Familie und die Bewohner der Nachbarschaft horchten innehaltend auf und waren für einen kurzen Moment lang tief beeindruckt, bevor ihnen dämmerte, dass ab sofort an ländliche Ruhe nicht mehr zu denken wäre. Seit diesem magischen Moment hat die Pioneer einige Umzüge mitgemacht, wurde um ein paar Komponenten ergänzt, dann wieder reduziert (ja, wenn die Kinderlein kommen…), wieder ergänzt (Gründung der Rock Archives) und sorgte bei manch verärgerten Nachbarn für einen Supersonic Headache.
Ganz selbstverständlich wurden bei jeder neuen Inbetriebnahme die Equalizer-Einstellungen sorgfältig kalibriert und der Klang gewissenhaft geeicht. Und das geht bis heute nur mit dem Referenzsong "Sweet Thing".
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